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King Kong

Musical nach dem Roman von Delos W. Lovelace
Musik und Liedtexte: Paul Graham Brown
Buch und deutsche Fassung: James Edward Lyons
österr. Erstaufführung 2012
Stadttheater Klagenfurt
Musikalische Leitung: Jeff Frohner
Ausstattung: Judith Leikauf und Karl Fehringer
Dramaturgie: Sylvia Brandl
Mit: Bettina Mönch | Dominik Hees, Christof Messner
Fotos: Helge Bauer

Presse

Der Standard, 20.04.2012

King Kong im Napoleonstadl
Fulminante österreichische Erstaufführung der Musical-Version des Kino-bekannten Abenteuerroman-Stoffes
Klagenfurt – Im theatral viel zu wenig genutzten Napoleonstadl hinter dem Klagenfurter Stadttheater wütet dieser Tage der Kampf zwischen menschlicher Gier und Natur. Das erste für den Film erdachte Monster King Kong kämpft gegen Eindringlinge aus Europa. Dabei verliebt er sich in die Schöne Ann (Bettina Mönch), was dem Gorilla letztlich zum Verhängnis wird.
Bettina Mönch, Dominik Hees und Christof Messner spielen, singen und tanzen mit einer Verve, die man üblicherweise nur Musical-Darstellern in New York nachsagt. Ohrwürmer, (sparsam eingesetzte) Tanzeinlagen, wenig Tricks: Eine Luke im Boden öffnet sich zu einem neuen Schauplatz mit Barbiepuppenspiel und Urwald aus recycelten Einwegflaschen (Bühne und Kostüme: Judith Leikauf und Karl Fehringer) . Das Publikum fühlt sich versetzt in die Zeit vor den Special Effects, als schauspielerischer Einsatz wettmachen musste, dass Bühne und Requisite fast nichts konnten.
Der fulminante schauspielerische Abend zwischen Stummfilmelementen, Slapstick, Musikkomödie und Broadway will jedoch auch gesellschaftskritisch wahrgenommen werden. Was bei musicalbegeisterten Jugendlichen und Kindern sicher funktioniert, ist inhaltlich einfach gestrickt.
In ihrer Dramatisierung von Delos W. Lovelaces Abenteuerroman aus den 1930er-Jahren erzählen Paul Graham Brown und James Edward Lyons die Geschichte aus kolonialistischer Sicht: Also bringen – wenn auch mit Augenzwinkern inszeniert – „huga“ schreiende „Eingeborene“ ihrem Affenkönig Menschenopfer (in Form von Barbies) dar.
Die österreichische Erstaufführung (Regie: Nicole Claudia Weber) übt in erster Linie aber Kritik an kommerzieller Ausbeutung, Geiz und Gier und ist, wie auch das jugendliche Premierenpublikum zeigte, ein Stück für die ganze Familie. „King Kong“ wird live von Jeff Frohner am Klavier, Stephan Först am Bass und dem Schlagzeuger Christoph Schödl musikalisch begleitet.“

Sabina Zwitter

Kleine Zeitung, 20. April 2012

Ein flottes Affentheater
Dem Stadttheater Klagenfurt gelang im Napoleonstadel eine überaus minimalistische Erstaufführung des Musicals „King Kong“.
Den Mut muss man haben: Aus einem Monsterfilmklassiker ein Musical mit nur drei Personen zu machen und den Riesenaffen dann noch in ein winziges Theater zu stecken. Noch dazu gedacht für ein heutiges, von Filmspezialeffekten verwöhntes, jüngeres Publikum.
James Edward Lyons (Buch und deutsche Fassung) und Paul Graham Brown (Musik und Liedtexte) hatten diesen Mut, als sie das Musical „King Kong“ 2009 schufen. Ebenso das Stadttheater Klagenfurt und Regisseurin Nicole Claudia Weber, als sie es jetzt als österreichische Erstaufführung auf die Minibühne des Napoleonsstadels stellten.
Die Geschichte folgt ziemlich genau dem Film „King Kong und die weiße Frau“ von 1933, in dem ein Regisseur mit einer arbeitslosen Schauspielerin den riesigen Gorilla auf einer Insel einfängt, nach New York bringt und bis zu dessen tragischem Ende kommerziell ausbeutet.
Bei der Umsetzung der monumentalen Vorlage auf kleinstem Raum setzt man notgedrungen auf Minimalismus. Judith Leukauf und Karl Fehringer zeigen eine vielseitig verwendbare, hölzerne Kistenlandschaft, einen Mini-Selbstbaudschungel und auch Puppenspiele. King Kong kommt in verschiedener Gestalt vor, besonders beeindruckend als zottige, bewegliche Riesenhand. Weber inszeniert den doch eher banalen Text („Die meisten Männer, die ich kennengelernt habe, waren ganz gewöhnliche Affen!“) mit Augenzwinkern, überrascht immer wieder mit kleinen Theatertricks und lässt die drei im Dauereinsatz stehenden Protagonisten rasant und präzise agieren. Wenig Gruseln bereitet der etwas langatmige erste Teil, im zweiten werden Tempo und Spannung gesteigert.
Bettina Mönch spielt die abgetakelte Off, Off, Off-Schauspielerin Ann Darrow, in die sich nicht nur der Riesenaffe, sondern auch zwei Männer verlieben, mit großem Einsatz und ausdrucksstarker Stimme. Christof Messner ist geradezu der Idealtyp des skrupellosen Regisseurs Carl Denham. Dominik Hess mimt den Seemann Jack Driscoll exzellent. Beide verfügen über intensive Stimmen.
Die eingängige, teils einfach gestrickte Musik bedient sich ungeniert an allen Stilrichtungen. Sie changiert zwischen flotten Musicalsongs und Balladen, auch mit Nummern mit Ohrwurmcharakter („Jetzt bin ich mal dran“). Irgendwie klingt alles ein bisschen bekannt und nicht gerade abwechslungsreich. Die dreiköpfige Band mit Jeff Frohner (E-Piano), Stephan Först (Bass) und Christoph Schödl (Schlagzeug) weiß sie engagiert und mit Pep wiederzugeben.“

Helmut Christian